Wertvolle Einblicke in die vielfältige Urner Berufswelt
Aus dem Urner Wochenblatt (149. Jahrgang, Nr. 80) vom Mittwoch, 8. Oktober 2025, S. 2
Was macht eigentlich ein Metallbauer genau? Wie sieht der Alltag eines Kochs aus? Was für Fähigkeiten braucht es zum Informatiker? Antworten auf diese und ähnliche Fragen erhalten die Urner Jugendlichen derzeit an den Berufsinformationstagen, die am Montag, 6. Oktober, begonnen haben und noch bis am 17. Oktober dauern.
Die Berufsinformationstage finden schon seit über 30 Jahren während den Herbstferien statt. Sie ermöglichen Schülerinnen und Schülern der Oberstufe und des Untergymnasiums einen ersten Einblick in die verschiedenen Berufe und Lehrbetriebe, die es im Kanton Uri gibt. Die Lehrbetriebe ihrerseits können sich und ihre Lehrberufe den Jugendlichen vorstellen. Organisiert wird der alljährliche Anlass durch die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Uri in Zusammenarbeit mit Wirtschaft Uri, dem Dachverband der Urner Wirtschaftsverbände.
Für die diesjährigen Berufsinformationstage haben sich 259 Lernende der 2. Oberstufe und des Untergymnasiums angemeldet. Das sind über 79 Prozent des gesamten Lehrgangs. Vor einem Jahr lag die Quote bei etwas über 75 Prozent. «Es freut mich sehr, dass das Interesse an den Berufsinformationstagen nach wie vor derart gross ist», sagt Dominic Wetli, Leiter Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Uri. «Das zeigt, dass das Angebot inzwischen etabliert ist.»
Wertvoll für Berufswahl
Für viele Jugendliche stellen die Berufsinformationstage den ersten Kontakt mit der Berufs- und Arbeitswelt dar. Ohne Druck einen Einblick in einen Lehrbetrieb zu erhalten und dort aktiv – teils auch spielerisch – verschiedene Tätigkeiten auszuprobieren, ist für Dominic Wetli ein zentrales Element dieser Tage. «In entspannter Atmosphäre mit einem Lehrbetrieb, Lernenden und Ausbildern in Kontakt zu treten und erste Erfahrungen zu sammeln, ist aus unserer Sicht äusserst wertvoll für den Berufswahlprozess.»
Wichtig sei, dass die Jugendlichen die verschiedensten Berufe unterschwellig kennenlernen könnten, ohne gleich eine ganze Woche zum Schnuppern aufwenden zu müssen, sagt Ueli Arnold von Wirtschaft Uri. «Darum unterstützen wir die Berufsinformationstage.» Auch für die Betriebe sei es jeweils mit Aufwand verbunden, wenn jemand zum Schnuppern vorbeikomme, ergänzt Ueli Arnold. «Deshalb ist sehr positiv, wenn die Jugendlichen für einen halben Tag in einen Beruf hineinschauen können und danach bereits wissen, ob der Beruf etwas für sie sein könnte oder nicht. Letztlich wollen wir, dass alle am richtigen Ort sind.»
67 Betriebe und Organisationen
Während der zehn Berufsinformationstage stehen den Jugendlichen in diesem Jahr insgesamt 148 Veranstaltungen offen, die von 67 Betrieben und Organisationen angeboten werden. Einer dieser Betriebe ist der Friseursalon «Das Hauptwerk». So hatten die Jugendlichen am Montag die Möglichkeit, den Coiffeurberuf in den Räumlichkeiten des Altdorfer Geschäfts aus erster Hand kennenzulernen.
15 Mädchen und fünf Knaben machten von diesem Angebot Gebrauch. Einleitend stellten die beiden Lehrlingsausbilderinnen Sabrina Herger und Livia Greimel den Coiffeurberuf und die beiden Lehren Coiffeur/euse EFZ und Coiffeur/euse EBA vor. Aufgeteilt in Gruppen konnten die Jugendlichen anschliessend unter fachkundiger Anleitung selbst Hand anlegen. Sie färbten Haarsträhnen, stylten mit Heizgeräten die Frisuren von Puppenköpfen oder übten sich im Haareflechten.
Beruf bereitet jeden Tag Freude
«Ich finde es mega, dass wir die Berufsinformationstage im Kanton Uri haben», sagt Cornelia Gisler. «Dank diesen Tagen können die Jugendlichen innert kurzer Zeit sehen, ob der Beruf was für sie ist oder nicht.» Die «Hauptwerk»-Inhaberin hat mit ihrem achtköpfigen Team schon mehrmals an den Berufsinformationstagen mitgemacht – nicht zuletzt in der Hoffnung, dass der Beruf und die Dienstleistung des Coiffeurs wieder mehr Wertschätzung erfahren und die Jugendlichen diese Tätigkeit dadurch auch wieder vermehrt gerne ausüben. Besonders erfreut zeigte sie sich über den Umstand, dass unter den 20 Jugendlichen, die am Montagnachmittag 2 Stunden lang bei ihr «reinschnupperten», auch fünf Burschen waren.
Cornelia Gisler ist seit 16 Jahren als Coiffeure tätig. Ihr Beruf macht ihr nach wie vor sehr viel Spass. «Ich habe jeden Tag Freude, wenn ich eine Person glücken machen kann, mit dem, was ich kann.» Mit den Händen zu arbeiten und etwas Schönes zu erschaffen, gefällt ihr an ihrem Beruf am meisten.
KV macht erneut das Rennen
Die Schülerinnen und Schüler, die sich für die diesjährige Berufsinformationstage angemeldet haben, besuchen im Durchschnitt rund vier Veranstaltungen. Mit insgesamt 31 Anmeldungen belegt Coiffeur/euse im Ranking der beliebtesten Berufe und Berufsgruppen den 11. Platz. Am grössten war das Interesse wie schon in den Vorjahren am Beruf Kaufmann/Kauffrau mit 102 Teilnehmenden, gefolgt von Medizinischer Praxisassistent / Medizinische Praxisassistentin und Zeichner/Zeichnerin Fachrichtung Architektur und Ingenieurbau mit jeweils 72 Teilnehmenden. Ebenfalls stark nachgefragt waren die Berufe Informatiker/Informatikerin beziehungsweise ICT-Fachmann/-Fachfrau (62 Teilnehmende), Augenoptiker/Augenoptikerin (58), Fachmann/Fachfrau Gesundheit (50), Metallbaukonstrukteur, Metallbauer und Metallbaupraktiker (47), Koch/Köchin (46) sowie Logistiker/Logistikerin (45). Der Beruf Drogist/Drogistin mit 41 Teilnehmenden runden die diesjährigen Top Ten ab.
Autor: Simon Gisler, UW.
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Das "Hauptwerk"-Team mit den Vertretern der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Uri respektive Wirtschaft Uri: (von links) Dominic Wetli, Sabrina Herger, Livia Greimel, Cornelia Gisler und Ueli Arnold. Foto: Simon Gisler, UW.
Unter der fachkundigen Anleitung der "Hauptwerk"-Mitarbeitenden konnten sich die Jugendlichen an Puppenköpfen als Friseure versuchen. Foto: Simon Gisler, UW.


