Wirtschaftsbarometer und Bildung standen im Zentrum des Forums

Der Dachverband Wirtschaft Uri führte anlässlich des sechsten Parlamentarierforums mit 36 Urner LandrätenInnen über zwei aktuelle Themen einen spannenden Dialog. Die aktuelle Wirtschaftslage des Urner Gewerbes und der Industrie wurde vom Referenten Dr. Michael Buess, Geschäftsleiter von DemoSCOPE mit konkreten Zahlen aus einer durchgeführten Umfrage präsentiert. Uri ist stabil und besser als erwartet unterwegs. Mit einem Impulsreferat über die gymnasiale Bildung eröffnete Dr. Roger Wehrli von economiesuisse die angeregte Diskussion über das Urner Bildungswesen. Dabei kam Erstaunliches zutage.

Der Wirtschaftsbarometer

«Urner Unternehmen blicken moderat optimistisch auf das Geschäftsjahr 2024» so resümiert Michael Buess das aktuelle Umfrageergebnis. Die Urner Unternehmer und Unternehmerinnen erwarten eine noch leicht bessere Wirtschaftslage in Uri im Vergleich zum Vorjahr. Zudem orten sie auch für das eigene Unternehmen eine leicht bessere Auftragslage. Im Vergleich zum letzten Jahr, wo sie keine steigenden Gewinne erwarteten, prognostiziert das Gewerbe für 2024 im Vergleich zu 2023 wieder eine leichte Steigerung des eigenen Gewinns. Der Präsident von Wirtschaft Uri, René Röthlisberger, freut sich über die positiven Resultate der Umfrage: «Die Urner Wirtschaft erweist sich als sehr widerstandsfähig. Dank fachlich verlässlicher Arbeit und mit einem gesunden Kundefokus konnte sich das Gewerbe an die volatilen globalen wirtschaftlichen Gegebenheiten gut anpassen.»

Mehr Arbeitsplätze und unterschiedlicher Optimismus bei der Lehrstellenbesetzung

Die Unternehmen erwarten auch eine leicht steigende Zahl eigener Mitarbeitenden. Dies, obwohl das Finden von qualifiziertem Personal weiterhin eine grosse Herausforderung darstellt. Ein wichtiges Thema sind auch die Lehrstellen. Für 2024 planen die Unternehmen ähnlich viele Lehrstellen wie im Vorjahr anzubieten. Auf mittlere Sicht geben aber zum ersten Mal mehr Unternehmen an, potentiell in Zukunft eher weniger Lehrstellen anzubieten als es Unternehmen gibt die angeben, mittelfristig mehr Lehrstellen anbieten.

Lieferengpässe und Preissteigerungen bleiben präsent

Das Problem von Lieferengpässen besteht weiterhin, hat sich im Vergleich zu letztem Jahr aber bereits merklich abgeschwächt. Auch die Preissteigerungen bei (Roh)Produkten sind weiterhin ein Thema, auch hier hat sich für die meisten Unternehmen die Situation etwas beruhigt und für 2024 wird nicht mehr mit flächendeckenden und markanten Preissteigerungen seitens Lieferanten gerechnet.
Ebenfalls weniger ein Thema sind Energie-Lieferengpässe sowie Preissteigerungen für Energie. Gerade die Strompreise werden aber weiterhin von 50% der Unternehmen als potenzielles Risiko eingestuft.

Optimismus bei der Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI)

Die Urner Unternehmen zeigen sich grundsätzlich eher optimistisch, was KI angeht bzw. was KI für das eigene Unternehmen bedeutet. Sie sind hier auch klar optimistischer als die Luzerner Unternehmen. Auch beim bisherigen und zukünftigen Einsatz von KI scheinen die Urner Unternehmen schon etwas weiter als die Unternehmen in Luzern.

Bildung

Eine intensive Debatte über die Ausrichtung der Schulen und deren Schülerzahlen an der kantonalen Mittelschule und am Berufs- uns Weiterbildungszentrum Uri wurde mit unterschiedlicher Wahrnehmung und Interpretation geführt.
Dabei sind die Fakten nicht mehr so robust im Gleichgewicht wie früher. Das BWZ, zusammen mit den Unternehmen, sind das Rückgrat der Berufsbildung für unser Gewerbe und Aushängeschild für unsere Berufskompetenz. Die deutlich sinkenden Schülerzahlen im BWZ nagen an dieser guten Ausgangslage. Nicht besetzte Lehrstellen im Urner Gewerbe sind die Folge davon. Das Kollegi ist sehr gut aufgestellt, die Zuwachszahlen sind erfreulich und positiv für die Entwicklung der Schule, die MINT-Kompetenz hat noch Potential mit vielen Handlungsoptionen.

Die Reform der gymnasialen Matura als Chancen für die Kantone

In seinem Eintretens Votum hält Dr. Roger Wehrli fest, dass alle SchülerInnen basale fachliche Kompetenzen in Unterrichtssprache und Mathematik vor der Maturitätsprüfung erwerben müssen. «Gymnasien müssen sicherstellen, dass nur diejenigen an die Maturaprüfung zugelassen werden, die die Mindestanforderungen bei den basalen Kompetenzen erreichen zitiert der Referent».  Zudem sie die Förderung der basalen Kompetenzen in den Gymnasien zu stärken. Er stellt zudem fest, dass Uri gerade in diesen Schwerpunktsfächern in der Zentralschweiz mit 22 Prozent den tiefsten Wert ausweist. Generell seien die Mintkompetenzen in Zukunft höher zu gewichten und zu fördern. Dies ist in Zukunft für eine steigende Anzahl Jobs zwingend gefragt und deren Bedeutung nimmt in sehr vielen Berufen und Tätigkeiten laufend zu. Eine Arbeitskraft muss über verschiedene Kompetenzen wie Fach-, Handlungs-, Selbst- und soziale Kompetenzen verfügen. Die Soft Skills» werden immer wichtiger, ebenso die Bereitschaft zur beruflichen Mobilität und Flexibilität und der Durchhaltewillen und Bereitschaft zum lebenslangen Lernen. «Jeder Kanton hat aufgrund seiner wirtschaftlichen Position seinen eigenen idealen Mix zwischen Berufsschule und Gymnasium zu entwickeln» bilanziert am Schluss der Referent.

Die Situation an der Kantonalen Mittelschule Uri muss differenziert betrachtet werden

Der Rektor des Kollegis, Marco Mattei erläutert an die Adresse der ParlamentarierInnen den in Uri spezifischen gymnasialen Schulweg. Die Übertrittsquote von der Primarschule ins 1. Gymnasium sei zwar in den letzten Jahren am Steigen, die gymnasiale Maturitätsquote bleibe aber die tiefste der Schweiz. Weiter bestätigt Marco Mattei, dass die Schülerzahlen im 3. Gymnasium jährlich zunehmen, so hat sich die Schülerzahl in dieser Stufe seit 2021 von 62 auf 87 SchülerInnen erhöht. Speziell richtet sich das Kollegi im MINT-Bereich aus. So führt die Schule einzig Physik und Anwendungen der Mathematik als Schwerpunktfach an. Für die Schwerpunktfachwahl zur Matura werden auch die Fachbereiche Bildnerisches Gestalten, Musik, Spanisch, Italienisch sowie Wirtschaft und Recht angeboten. «Wir werden das Angebot für die MINT-Fächer überdenken und planen zusätzlich Biologie+Chemie anzubieten», resümiert Marco Mattei.

Die Soft Skills sind am Berufs- und Weiterbildungszentrum ein wichtiges Thema

Beängstigend stellt die Rektorin des bwz Uri, Christine Stadler fest, dass seit 2017 die Schülerzahlen von 745 im Jahr 2017/18 auf 675 dieses Jahr abgenommen haben. «Unsere Urner-Handwerker sind nicht nur in Uri, sondern auch in den anderen Kantonen sehr beliebt und begehrt» zitiert die Schulleiterin. Die Firmenlandschaft in Uri ist stark auf die Berufskompetenz ausgerichtet. Eine ausserkantonale Lehrlingssuche würde kaum die gewünschte Kompensation dazu geben. Ihre Schule setzt – nebst beruflichem Fachwissen – auch auf die Soft Skills. Die überfachlichen Kompetenzen wie zum Beispiel Kommunikation, kritisches Denken etc. werden stark gefördert und helfen beim Einstieg ins Berufsleben. Zu erwähnen sei zudem, dass für die Finanzierung der Ausbildung nicht nur der Staat wie für das Gymnasium und die Hochschule, sondern auch das Gewerbe mit den Ausbildungsverantwortlichen die Schule mitfinanziert.

Die anschliessende Diskussion wurde intensiv genutzt. Fest steht, dass die Politik gefordert ist und sich mit dem Thema Bildung auseinandersetzen muss, um die Ressourcen zielgerichtet einsetzen zu können. Unser duales Bildungssystem ist durchlässig und erlaubt zu jedem Zeitpunkt ein Wechsel in ein anderes System. «Die Eignung der Schüler muss im Vordergrund stehen - JEDE(R) AM RICHTIGEN ORT» resümiert Ueli Arnold, Mitglied der Geschäftsleitung von Wirtschaft Uri, und Uri hat gemessen an den Schülerzahlen, die CH-weit erfolgreichsten Berufsabschlüsse und Medaillenträger. Die Bildung ist in Uri gut unterwegs, dies auch dank einer intakten und verlässlichen Gesellschaft / Bevölkerung. Jeder kennt jeden, wenig Anonymität meint Ueli Arnold zum Schluss der Veranstaltung.

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